Kommentar von Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei Allianz Global Investors, im Vorfeld der EZB-Sitzung am 23. Januar 2020

Kommentar von Franck Dixmier zur EZB-Sitzung

Zusammenfassung

Bei der ersten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Jahr 2020 ist von Christine Lagarde keine Ankündigung geldpolitischer Maßnahmen zu erwarten.

Strategieüberprüfung im Fokus

Bei der ersten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Jahr 2020 ist von Christine Lagarde keine Ankündigung geldpolitischer Maßnahmen zu erwarten. Nach der Wirtschaftsschwäche im Jahr 2019 unterstützen die jüngsten Indikatoren – etwa die Einkaufsmanagerindizes – das Szenario der Zentralbank einer Rückkehr zu moderatem Wachstum. Auch wichtige Inflationsindikatoren sind leicht gestiegen: So lag die Kerninflationsrate im Dezember 2019 bei 1,3 Prozent gegenüber Vorjahr und die marktbasierten Inflationserwartungen (5-jährige Inflationsswaps auf Sicht von fünf Jahren) lagen mit 1,33 Prozent um 0,2 Prozentpunkte über ihrem Tief vom Oktober. Darüber hinaus scheinen die geopolitischen Risiken und die Handelsspannungen nachzulassen. In diesem Umfeld gibt es keine Rechtfertigung für Maßnahmen der EZB in irgendeine Richtung.

Für Christine Lagarde ist dies eine ideale Ausgangssituation. Sie erlaubt es ihr, sich zu orientieren und die geplante Strategieüberprüfung der Geldpolitik einzuleiten. Daher wird die Pressekonferenz nach der Januarsitzung nicht uninteressant sein. Denn Christine Lagarde kann den Rahmen für die Strategieüberprüfung skizzieren, wenngleich es zu früh erscheint, genaue Details zu erwarten. Im Mittelpunkt der Überprüfung dürfte die Inflation stehen.

  • Von zentraler Bedeutung ist eine klare Definition des Preisstabilitätsziels, des einzigen Mandats der EZB. Die derzeitige Definition des Inflationsziels als „unter, aber nahe 2 Prozent“ ist zu vage, unterliegt vielfältigen Interpretationen und hat wahrscheinlich ihre Grenzen erreicht. Hier ist Klärung gefragt.
  • Ein weiteres wichtiges Thema ist die Messung der Inflation, insbesondere im Hinblick auf die Integration der Hauspreise, die derzeit von den Indizes nicht hinreichend berücksichtigt werden. Bei den Inflationserwartungen, einem wichtigen Indikator für die künftige Inflation, muss die EZB ein Gleichgewicht zwischen den Markterwartungen und der Verbraucherempfindung finden.

Darüber hinaus gibt es Fragen hinsichtlich der Wirksamkeit der Geldpolitik und ihrer Instrumente. Negative Zinssätze und EZB-Wertpapierkäufe stehen angesichts des dadurch bedingten Renditerückgangs bei beliebten Sparprodukten wie etwa Lebensversicherungen und Bankeinlagen stark in der öffentlichen Kritik; teilweise werden sie rundweg abgelehnt. In diesem Zusammenhang könnte auch das Thema „Helikoptergeld“ erörtert werden.

Schließlich sollte Christine Lagarde den Standpunkt der EZB zum Klimawandel verdeutlichen. In ihrer Rede vor dem Europäischen Parlament sagte die neue EZB-Präsidentin, dass „die bevorstehende Überprüfung der geldpolitischen Strategie der EZB eine Gelegenheit wäre, darüber nachzudenken, wie mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung im Rahmen unserer Geldpolitik umgegangen werden soll“, und fügte hinzu, dass „das Klimarisiko im Mittelpunkt unseres Handelns stehen sollte“. Dies wäre ein Novum für eine Zentralbank.

Comments from Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income for Allianz Global Investors, ahead of the ECB meeting on 23 January 2020

Christine Lagarde’s ECB honeymoon to continue

We do not expect any monetary policy announcement from Christine Lagarde at the European Central Bank’s (ECB’s) first meeting of in 2020. Recent economic developments, as indicated in particular by PMIs (purchasing managers’ indices), support the ECB's scenario of a moderate return to growth after the lows of 2019. Statistics are up slightly both for inflation (Core CPI stood at 1.3% year-on-year in December 2019) and inflation expectations (1.33% for 5Y5Y swap inflation, 20bp higher than the recent low in October). Moreover, geopolitical risks and trade tensions seem to be easing. In this context, there is no justification for action by the ECB in either direction.

For Christine Lagarde, this is a “honeymoon period”, an ideal situation that allows her to get her bearings and to initiate the planned strategic review of monetary policy with complete peace of mind. However, this meeting will be interesting in more than one respect. Christine Lagarde should clarify the framework for that strategic review, even if it seems too early to expect precise details. Inflation should be the focus of the discussions, particularly around:

  • A clear definition of the price stability objective, which is the ECB's sole mandate. The current definition, “below but close to 2%”, is too vague, subject to multiple interpretations and has probably reached its limits. It needs to be clarified.
  • The measurement of inflation, in particular with regard to the integration of house prices, which are currently not sufficiently taken into account by the indices, and inflation expectations; The ECB must find a balance between market expectations and consumer sentiment as the best indicators of future inflation.

It will also be interesting to hear questions about the effectiveness of monetary policy and its tools. Negative interest rates and purchases of securities have been the subject of much criticism and some rejection in public opinion in the face of the induced decline in yields on the most popular savings products (life insurance, bankbooks, etc). The issue of “helicopter money” could also be raised.

Finally, Christine Lagarde should clarify the ECB's position on climate change and its future role. In her address to the European Parliament, the new ECB President mentioned that “the upcoming review of the ECB's monetary policy strategy would be an opportunity to reflect on how to deal with issues related to sustainable development in the framework of our monetary policy”, adding that “climate risk should be at the heart of our action”. A first for a central bank.

HV-Saison 2019: Aktionäre fordern mehr Nachhaltigkeit

Kommentar von Franck Dixmier zur EZB-Sitzung

Zusammenfassung

Eine Analyse des Abstimmungsverhaltens von AllianzGI auf Hauptversammlungen 2019 zeigt drei kontroverse Themenbereiche: Erstens Vergütungssysteme und deren Verknüpfung mit Leistungskennzahlen, zweitens die Unabhängigkeit von Aufsichtsräten und ihrer Ausschüsse und drittens umfangreiche Kapitalgenehmigungen.

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