Update Magazine I/2022

Neue Dimension der Anlage

Was die Bewegung „Fridays for Future“ mit der Finanzindustrie zu tun hat? Mehr als man denkt. Ein Gespräch zwischen Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors und CEO Tobias C. Pross über die Dauerhaftigkeit von Trends, die Bedeutung der Disruption – und die wichtigste Erkenntnis aus über 20 Jahren Markterfahrung.


Update Magazin I/2022
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Sie schauen auf eine über 20-jährige Tätigkeit in der Fondsbranche zurück. Was ist für Sie die wichtigste Erkenntnis über diesen Zeitraum?

Tobias C. Pross: Wer sich die verwalteten Vermögen der Fondsgesellschaften in ihrer Zusammensetzung über die letzten Jahre und Jahrzehnte anschaut, der sieht geradezu tektonische Verschiebungen: Dominierten am Anfang noch Fonds, die auf Aktien und später dann auch wahlweise auf Anleihen setzten, so ist die Angebotspalette deutlich breiter geworden. Multi-Asset-Produkte hatten einen geradezu kometenhaften Aufstieg, und schon zeichnet sich die nächste Entwicklung ab: Gerade das Negativ-/ Niedrigzinsumfeld verstärkt die Suche nach Low-Beta-Produkten. Der Bedarf an Investitionen in „Private Markets“ wächst, und davon wollen wir mit unseren Anlegerinnen und Anlegern profitieren.

Wenn Sie in die Zukunft schauen, was sind die Treiber der Zukunft für die Fondsbranche?

Tobias C. Pross: Ich mache da vor allem drei Treiber aus: erstens die demographische Entwicklung und die Altersvorsorge; zweitens die schöpferische Disruption von Gesellschaft und Wirtschaft durch Digitalisierung; drittens den Bedarf an nachhaltigen Anlagelösungen; es geht um ein #FinanceForFuture.

Zumindest Demographie ist dabei aber kein neuer Trend, …

Tobias C. Pross: Ganz im Gegenteil, und er wird uns noch lange begleiten. Demographie läuft ab wie ein Uhrwerk. Die Alterung der Gesellschaft und die – erfreulicherweise – steigende Lebenserwartung bei negativen Realzinsen und gleichzeitig Staatshaushalten mit Schuldenbergen – das ist eine Kombination, die zeigt: An Fondslösungen für die Altersvorsorge geht kein Weg vorbei.

"An Fondslösungen für die Altersvorsorge geht kein Weg vorbei."
Und die Disruption durch Digitalisierung – ist das gut, oder schlecht?

Tobias C. Pross:Eindeutig gut. Schon unter demographischen Aspekten betrachtet kommt der technologische Wandel genau zum richtigen Zeitpunkt. Aufgabe der Fondsbranche ist es, dazu beizutragen, dass auch alle am Wohlstandswachstum teilhaben, das von dem technologischen Wandel ausgeht – durch Kapitalbeteiligung. Durch die Förderung des Kapitalaufbaus muss es gelingen, dass die Roboter für uns arbeiten, und nicht wir für die Roboter, wie Harvard-Ökonom Richard Freeman es auf den Punkt gebracht hat.

„Finance For Future“ – das klingt sicher nicht ganz zufällig nach „Fridays For Future“?

Tobias C. Pross:Auf jeden Fall eine schöne Alliteration, aber natürlich spielt es auf die Klimabewegung an, die wir nicht nur in Deutschland beobachten. Ich bin davon überzeugt: Die Finanzdienstleistungsbranche kann einen entscheidenden Beitrag gegen den Klimawandel und insgesamt für eine bessere Welt leisten. Das wurde ja auch jüngst auf der COP21 in Glasgow bestätigt. Ein paar Zahlen dazu: Die mehr als 3 800 Unterzeichner der PRI-Initiative („Principles for Responsible Investment“), bei der Allianz Global Investors von Anfang mit dabei ist, verwalten zusammen über 120 Bio. USDollar. Sie alle haben sich verpflichtet, ihren Investitionsentscheidungen die ESG-Kriterien zu Grunde zu legen. Zum Vergleich: Das ist deutlich mehr, als was nach Schätzung der Vereinten Nationen an Geldern zum Erreichen der 17 Nachhaltigkeitsziele bis 2030 benötigt wird.

Wie nehmen die Investoren diese Entwicklung zur Nachhaltigkeit auf?

Tobias C. Pross:ESG ist mittlerweile im Mainstream angekommen, und wir merken, dass das Interesse der Investoren an Nachhaltigkeit, sowohl im institutionellen als auch im Retailsegment sehr groß ist. Viele wollen auch mehr als die Unterlegung von ESG-Kriterien. SRI, Impact Investing, … die ganze Bandbreite wird nachgefragt, und ein noch junges Segment erfreut sich ebenfalls großer Beliebtheit: Die „grünen Anleihen“ – „green Bonds“. Das sind Anleihen, deren Emissionserlöse explizit für Projekte verwendet werden, die den Klimaschutz bzw. die Anpassung an den Klimawandel unterstützen. Über dieses Fonds-Vehikel haben auch private Anlegerinnen und Anleger die Möglichkeit, in grüne Anleihen zu investieren. Sie wissen dann genau, für welche Art von Projekten die Emissionserlöse verwendet. Ein rasant wachsendes Segment, in dem nicht nur Staaten, sondern z.B. auch Unternehmen aktiv sind.

"10,190 - auf so vielen Hauptversammlungen hat Allianz Global Investors 2021 abgestimmt. 2017 waren es noch 7 961."

Quellen: AllianzGI, „AllianzGI zieht Bilanz der Hauptsaison“, Stand: Februar 2018. AllianzGI, „AllianzGI HV-Report: Anforderung an Vergütungssysteme steigt“, Stand: Februar 2022.

Aktives Management als Problemlöser eines unserer drängendsten Probleme also?

Tobias C. Pross: Problemlöser waren wir ja schon immer, aber mit dem Thema Klimawandel/Nachhaltigkeit hat das eine ganz neue Dimension erreicht, die schon bei der Einzeltitelselektion ansetzt. „Aktiv“ heißt auch aktive Interessenwahrnehmung. Fondseigner können letztlich ihre Eigentumsrechte an jenen Firmen, die wir in ihren Fondsanteilen für sie halten, nicht selbst wahrnehmen. Die Fondsgesellschaft, die ihre Anteile als Sondervermögen verwahren lässt, tut dies für sie mittels des sogenannten „Proxy Voting“ – des Abstimmens an Stelle der Eigner. Mit den Erkenntnissen der ESGAnalyse und den Erwartungen an ein nachhaltiges Investieren ist diese Aufgabe noch intensiver geworden. Dabei sind auch die Erwartungen an uns selbst gestiegen, nicht nur auf den Hauptversammlungen abzustimmen, sondern durch Gespräche mit den Firmen direkt auf diese einzuwirken, um Verbesserungen zu erzielen, und die Interessen unserer Anlegerinnen und Anleger wahrzunehmen („Stewardship“). Allein im Jahr 2020 nahmen wir an fast 10200 Hautversammlungen teil und haben in 72% der Fälle zumindest in einem Punkt gegen die Vorlage des Managements gestimmt.

Unser Einsatz bleibt nicht ohne Auswirkungen. Beispiel: Nach einem Engagement in einem Ölkonzern verpflichtete sich das betreffende Unternehmen zu einer Senkung der Nettointensität seiner Treibhausgasemissionen sowie Investitionen in CCS-Projekte (Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff). Das Unternehmen kündigte neue Ziele zur Senkung der Intensität der Treibhausgasemissionen aus der Ölproduktion bis 2023 an. Als Mitglied der Oil and Gas Climate Initiative (OGCI) strebt das Unternehmen im gleichen Zeitraum eine Rückführung seiner Methanemissionen um 2 bis 5% an. Aktives Management macht einen Unterschied. Auch hier.

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